Um kurz vor fünf waren wir von unserem Spaziergang rund um den Bosporus wieder soweit regeneriert, dass Langeweile aufkam. Die Blaue Moschee schließt um 19:00 Uhr. Sie kann jederzeit besucht werden, bis auf die Zeiten zu denen der Muezzin zum Gebet aufruft. Dieser Ruf ertönt zu den Gebetszeiten in vielfachem Echo von ebenso vielen Moscheen durch die ganze Stadt und ist nicht zu überhören. In dieser Zeit ist auch die Blaue Moschee den Gläubigen vorbehalten. Wir müssen erst das Ende des Gebetes abwarten, dann entsteht ein Gedrängel, da die einen in die Moschee hinein wollen, während die anderen hinaus wollen. Zum Glück entdecke ich ein kleines Schild, welches darauf verweist, dass Touristen den Hintereingang zu nehmen haben. Hinter dem Gebäude geht es wesentlich ruhiger zu. Wir reihen uns eine Schlange ein. Mit ein paar Absperrgittern werden die Touristen an der Ausgabestelle für schickliche Kleidung vorbei geführt. Frauen in Hotpants oder Minirock bekommen hier einen Rock. Wer kein Kopftuch dabei hat bekommt hier auch eines geliehen. Weiter geht es in den Innenbereich.
Weiter geht’s. Wir suche die Seilbahn. Laut Karte gibt es eine Seilbahn vom Taksimplatz aus hinunter nach Kabatas. Hier sollen die Fähren nach Üsküdar, dem asiatischen Teil Istanbuls ablegen. Aber von einer Seilbahn ist weit und breit nichts zu sehen. Nachdem wir den Platz drei Mal überquert haben beschließen wir frustriert die U-Bahn zu nehmen. Und siehe da. Als wir die Treppe zur Metro hinunter steigen finden wir auch die Seilbahn. Wir hatten den Fehler gemacht, nach Masten, Traversen und Drahtseilen zu suchen. Dabei handelt es sich eher um eine Art Zahnradbahn, die unterirdisch, durch den Hügel zu den Fähranlegern führt.
Von unserem Hotel aus geht es den Hügel hoch in Richtung des großen Basars. Vor dem verschlossenen Eingang angekommen suchen wir uns einen Weg durch die verwinkelten Gassen um den Basar herum. Istanbul ist an diesem Sonntag nahezu menschenleer. Aber bei Menschen denen wir hier am Basar begegnen ist Vorsicht geboten. Ein guter Rat von mir: Hebt nie einem Schuhputzer die Bürste auf, wenn er sie verliert. Das kann teuer werden. Um einige Pfund leichter und eine Erfahrung reicher schaffen wir es schließlich zum Eingang des Ägyptischen Basars, in dem an vielen Ständen allerlei Gewürze und Nahrungsmittel angeboten werden. Hier herrscht selbst am Sonntag dichtes Gedränge.
Als der Muezzin zum Nachtgebet ruft, zieht es uns hinaus in die Dunkelheit. Die kleinen Sträßchen führen hinunter zum Bosporus. Es ist Samstag und das ganze Viertel ist auf den Beinen. Die Kinder laufen einem Müllauto hinterher. Verschleierte Frauen stehen an den Straßenecken und unterhalten sich. Die Jugendlichen spielen auf dem Kunstrasenplatz unter Flutlicht Fußball. Das Ganze wird von einer Kulisse eingerahmt, die aus historischen Steinbauten und leider ziemlich verfallenen Holzhäusern besteht. Die schönsten Holzvillen sollen auf der asiatischen Seite Istanbuls stehen. Aber immer wenn ich stehen bleibe und mir die Häuser ansehe oder fotografiere, immer jemand da, der mir sagt, dass diese Gebäude wirklich alt sind. Als könne ich sie vielleicht doch noch retten. Fünf Tage Istanbul (1) weiterlesen →
So. Der Sommer neigt sich zumindest dem Kalender nach dem Ende. Die Hitze war aber auch unerträglich. Vor allem wenn man arbeiten musste. Ich hatte wenig Zeit zum entspannen. Viel Arbeit und einige eigene Projekte haben meine Zeit zusammen schrumpfen lassen. Summer`s almost gone weiterlesen →