5 Tage Istanbul (8)

Die berühmten Barken der Sultane

Die berühmten Barken der Sultane

Der letze Tag

(Der letzte Teil meines Reiseberuchtes steht nach dem Abschlag auf den Sultanahmetplatz sicher unter keinem guten Stern. Und momentan würde ich es mir auch verkneifen nach Istanbul zu fahren. Trotzdem würde es mir auch falsch erscheinen diesen Teil nicht zu verlffentlichen. Als wir im Sommer die Reise antraten war uns klar, das die Wahrscheinlichkeit von Anschlägen gegenüber dem Frühjahr massiv zugenommen hat. Allerdings hatten wir eher mit Attentaten der Pkk auf öffentliche Einrichtungen gerechnet. Tatsächlich kam es auf unserer Reise zu einem Anschlag auf eine türkische Polizeistation, der drei Menschenleben forderte, allerdings 30 Km von der Innenstadt entfernt, so dass wir uns nicht in unmittelbarer Gefahr befanden. Der Rest unserer Familie war dennoch in heller Aufregung. Sogar mein Vater mit seinen fast 80 Jahren hat mich umgehend im Hotel angerufen, um erleichtert festzustellen, dass uns nichts passiert ist. Trotzdem macht es einen schon ziemlich paranoid. Man achtet auf Papierkörbe die explodieren könnten oder auf ebensolche Menschen, hält sich von Menschenmengen fern und wundert sich, dass die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes für europäische Länder gründsätzlich weniger drastisch ausfallen, als  beispielsweise für asiatische. Um so erschrckender ist es nun den Ort des letzten Anschlages in den Medien zu sehen und sich zu erinnern, dass man vor 4 Monaten noch genau an ebendieser Stelle gestanden hat. Vom Reisen wird mich das sicher nicht abhalten, aber ein bisschen Angst reist immer mit. Aber auch nicht mehr, als wenn ich morgen für morgen nach Stuttgart pendel. Denn auch hier bei uns gibt es längst keine Sicherheit mehr. Und eine vergessene Tasche in der Ablage eines Waggons führt bei mir mittlerweile dazu, den Wagen schnellstmöglich zu verlassen. Man weiss ja nie….)
Villen und Paläste säumen den Weg zum Meeres-Museum

Villen und Paläste säumen den Weg zum Meeres-Museum

Der letzte Programmpunkt den ich für unseren Aufenthalt geplant hatte war ein Besuch des Deniz Müzesi, übersetzt Meeres-Museum. Da es auch der letzte Tag vor unserer Abreise ist, lassen wir es entsprechend entspannt angehen. Ein spätes, ausgiebiges Frühstück. Die letzten News über den Anschlag auf die Polzeistation auf dem Tablet überflogen und dann geht es los. Wir nehmen wieder die Straßenbahn in Richtung Kabatas. Aufgepasst! Wer nicht darauf achtet wo der Endhaltepunkt der Straßenbahn ist, dem kann es passieren, dass er an der Station Enimimö auf einmal wieder zurück in die entgegengesetzte Richtung fährt. Das Wetter ist prima und die Bahn gondelt langsam über die Galatabrücke und durch die andere Seite der Stadt ihrem Endhaltepunkt entgegen. Wir steigen aus und kämpfen uns durch die Menschenmassen an den Fähranlegern, um unseren Spaziergang in nordwestlicher Richtung, dem Bosporus folgend fortzusetzen. Von den Fähranlegern sind es etwa zwei Kilometer bis zum Meeres-Museum.

 

Der ideale Ort für ein romantisches Stelldichein.

Der ideale Ort für ein romantisches Stelldichein.

 

An diesem Teil des Bosporus liegen viele Paläste und Villen. Zum Teil liegen sie hinter hohen Mauern oder sind durch große Gitterzäune von der Straße getrennt. Es gibt aber auch sehr alte verfallene Häuser, die gerade renoviert werden. Die Bäume der Allee spendet uns Schatten und so erreichen wir nach guten 35 Minuten das Museum. Das Museum selbst ist ein moderner Neubau mit Glas und Beton. Hier bekommt man alles zu sehen, was die Türkei an historischer Seefahrt zu bieten hat. Zugegeben ist das nicht allzu viel. Dafür wird aber alles sehr schön präsentiert. In einer großen Halle, die über zwei Stockwerke geht, stehen unzählige, wunderschön restaurierte Sultansbarken. Im Obergeschoss finden sich viele historische Schiffsmodelle und andere maritime Devotionalien. Im Keller schließlich ist noch Platz für wechselnde Ausstellungen. In unserem Fall war es der Fund eines türkischen Segelschiffes aus dem 19. Jahrhundert, vor der japanischen Küste. Sehr schöne Fundstücke kamen dabei zu Tage. Neben den originalen Briefen der Besatzung an ihre Familien, auch sehr viele Besteck oder Geschirr, dass die letzten 200 Jahre unter Wasser überdauert hatte. Daneben waren in einem anderen Bereich noch Gemälde und Waffentechnik des ersten Weltkrieges ausgestellt. Für den Eintritt von umgerechnet 1,50 € (wenn man die Fotolizenz mit 4,- € nicht mitrechnet; Studenten haben übrigens freien Eintritt, auch wenn sie keinen Ausweis dabei haben) bekommt man hier sehr viel für sein Geld geboten.

 

Kapitänskajüte eines türkischen Schiffes

Kapitänskajüte eines türkischen Schiffes

Ich hatte mir vorgestellt, dass wir einfach noch eine Weile am Bosporus entlang zum nächsten Fähranleger laufen, um vielleicht auch noch die Erste Bosporusbrücke von unten besehen können. Wir laufen also weitere 30 Minuten die Cirangan Cd. hinunter, die direkt am Gelände der Universität Galataseray vorbei führt. Welch ein schöner Ort zum studieren. Fast werde ich neidisch. Irgendwann öffnet sich die Straße in Richtung Bosporus zu einem kleinen Geschäftsviertel. Wir halten uns links und versuchen wieder ans Wasser zu kommen. Dort lassen wir den Fähranlieger links liegen und folgen den vielen Menschen zu der kleinen, aber sehr schönen Ortaköy-Moschee. Hier ist dann auch das Ende des Weges. Am Ufer gibt es keine Möglichkeit unter die Brücke zu kommen. Und in der Mittagshitze noch eine halbe Stunde dem Boulevard zu folgen nur um die Hochstraße von unten zu sehen ist selbst für mich zu viel. Also zurück zum Fähranleger. Dort folgt das nächste Fiasko. Die Fähre verkehrt nur zu den Stoßzeiten am Morgen und am Abend. Das ist bitter wir laufen den ganzen Weg also wieder zurück bis zum Meeres-Museum. Dort springen wir auf die nächste Fähre die einläuft. Ich will mittlerweile nur noch im Schatten sitzen, einen Tee in der Hand halten und ein wenig kühlen Fahrtwind abbekommen. Die Fähre bring schließlich hinüber nach Üsküdar. Eigentlich nicht der direkte Weg in die Altstadt, aber von dort aus ist es ein Katzensprung mit der Marmaray hinüber nach Sultanahmet und zu einem ausgedehnten Mittagessen in einem Schnellrestaurant. Am Abend ziehe ich dann noch ein letztes Mal mit meiner Kamera durch die Malhalle und beschließe irgendwann wieder zu kommen.

Ortaköy-Moschee

Ortaköy-Moschee

 

 

Erste Bosporus-Brücke

Erste Bosporus-Brücke

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