Ich liebe Backsteingotik. Als wir im August wieder in Lübeck waren, habe ich mir endlich ein Herz gefasst und mich an diese riesigen Kirchen heran gewagt. Ich wollte auf jeden Fall analog arbeiten und auf jedem Fall schwarz-weiss. Und ich hatte schon bei früheren Arbeiten gemerkt, dass sich das rot der Ziegel in s/w nicht nach meinen Vorstellungen umsetzen ließ. Deswegen hatte ich mir von vornherein überlegt mit Lithumentwicklung zu arbeiten, um den Ziegeln ihre natürliche Farbe wenigstens ansatzweise zu belassen.
Das Ganze gestaltete sich dann aber nicht so nach meinen Vorstellungen. Ständig war ich langsamer als das Licht und nirgendwo war es so richtig einsam. Schließlich kam ich zu der Überzeugung, dass die Streetaufnahmen die an diesen Tagen gemacht hatte nun doch die besseren waren (analog sieht man die Bilder natürlich erst wenn man sie in der heimischen Dunkelkammer entwickelt hat). So richtig große Begeisterung kam aber auch bei der Ansicht der Kontaktabzüge auch nicht auf, was dazu führte, dass ich mir mit der Umsetzung des Projektes viel Zeit ließ und gar nicht recht ran wollte. irgendwann hat es dann doch an mir genagt und ich habe einige Bilder ausgesucht und die Erstentwicklung gemacht. Nicht ohne Schwierigkeiten. Der Filter des Vergrößerers ließen sich nicht mehr einfahren und einige Blatt Papier habe ich verloren, als unvermittelt das Telefon klingelte und ich beim hinaus laufen aus der Dunkelkammer vergessen hatte, das Papier wieder einzupacken. Ein paar der Abzüge sahen ganz nett aus, aber es hat mich auch nicht richtig vom Hocker gehauen. Also blieb erst mal wieder alles liegen.
Letze Woche hatte ich dann Urlaub und so ziemlich alles was geplant hatte fiel dem schlechten Wetter zum Opfer. Es war also genau die richtige Zeit, um wirklich in Ruhe ins Labor zu gehen und die Geschichte zu Ende zu bringen. Wie sich dann die ersten Farben auf den Abzügen zeigten war ich begeistert. Nicht das die Bilder nun so aussahen wie ich sie mir vorgestellt hatte. Aber die Bilder die sich vor mir entwickelten hatten auf einmal ein sehr hohe atmosphärische Dichte, die ihnen vorher nicht zugetraut hätte. Ausserdem lief der Prozess sehr stabil und allzu unberechenbar ab.
Es werden sicher nicht letzen Bilder Art sein, die ich in Lübeck aufnehmen werde. Dafür biete die Stadt einfach zu viele mystische Ecken und Winkel.