Missverständnisse
Nach dem Phath May gefahren ist sitzen wir noch eine Weile zusammen. Kim, unser Guide, sieht plötzlich etwas betreten aus. „Liebe Gäste,“ setzt er an, “ich habe jetzt die Geschichte über die Botschaft und den Breuler jetzt schon drei Mal von meinem Chef gehört und jedes Mal lache ich am Ende mit, wenn auch er lacht. Aber ich habe nie verstanden was ein Breuler nun eigentlich ist. Kann mir das jemand erklären?“ – „Brathähnchen“, sagen wir einstimmig. Und klar, wir haben uns ein Schmunzeln verkniffen damit Kim sein Gesicht wahren kann. Es gehört Mut dazu seine eigenen Defizite einzugestehen. Aber plötzlich ist es Kim der laut los lacht. „Und ich dachte es hätte etwas mit Karaoke-Bar und so zu tun.“ Und Kim macht ein paar Umarmungen in der Luft und Kussgeräusche und wir ahnen, dass er die ganze Zeit etwas Anstößiges hinter dem harmlosen Brathuhn vermutet hat.
Karaoke-Bar! Da war es schon wieder, dieses Wort das uns schon die ganze Reise verfolgte und mittlerweile zum Running Gag avancierte. Angefangen hatte es mit Moritz, der an seinem Geburtstag mit seinen Freunden eine Karakoke-Session veranstaltet hat. Egal wo wir auch waren, Moritz fragte jedes Mal: „Wo ist denn hier die nächste Karaoke-Bar?“ Oder googelte danach und sagte: “Ich will jetzt endlich eine echte asiatische Karaoke-Bar sehen!“ Da ich nicht auf Karaoke stehe, habe ich dann das Gespräch immer auf ein anderes Thema gelenkt. Die Vorstellung in einer Bar vor fremden Leuten „My Way“, den alten Frank Sinatra Klassiker, singen zu müssen hat bei mir keine Begeisterungsstürme ausgelöst. Kim meinte dann immer etwas kryptisch, dass junge Männer viel Geld beim Karaoke liegen lassen würden. Klar, bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von 60$ ist so ein Barbesuch bestimmt nur Reichen und Touristen vorbehalten. Auf jeden Fall begleitete und dieses Wort die ganze Reise über.
Am letzten Tag unserer Reise fragt Jana, Moritz Frau, Kim wie es denn mit Prostitution in Kambodscha aussehe. Kim erzählt, dass die Khmer ein sehr tugendhaftes Volk sind. Prostitution ist hier offiziell verboten. Ehen werden nicht selten arrangiert. Und wenn Gäste nach Prostitution fragen würden, würden die Guides keine Auskunft geben. Das sei Ehrensache. Jana Lässt nicht locker und bohrt nach wo es denn nun Prostitution gibt. An dieser Stelle dämmert mir schon etwas und ich kann mir das Grinsen nicht mehr verkneifen. Kim wirkt etwas verlegen und spricht es dann aus: „Na ja“, sagt er, „in den Karaoke-Bars…“ Ich liege mittlerweile auf dem Rücksitz unseres Wagens und bekomme keine Luft mehr vor Lachen. Jetzt fangen auch die anderen an zu lachen. Kim hat tatsächlich die ganze Zeit geglaubt, Moritz würde mit seine Sprüchen über die Karaoke-Bars ein Mädchen suchen, noch dazu wo seine Frau dabei ist. Als wir uns wieder beruhigt haben erzählt Kim weiter: “Karaoke ist sehr teuer. Man zahlt 20$ Eintritt, dann noch extra etwas für ein Separé mit Musikanlage und wenn man dann Glück hat findet sich dort ein Mädchen, dass mit einem geht.“
Als ich an unserem Abreisetag unserem Fahrer noch ein Trinkgeld gebe, mache ich es augenzwinkernd mit den Worten: „Hey, but not for Karaoke!“ Er zwinkert zurück und fängt an zu lachen. Er hat verstanden.
(Die ersten drei Teile der Holidays in Camobodia findet ihr hier!)