The Italian Job

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Das Abenteuer beginnt
Nach dem das Projekt der Wanderlust Travelwide Kamera, eine einfachen analogen 4×5″ Großformatkamera in der Versenkung verschwunden ist, ohne dass ich zum Zug gekommen bin.  War ich umso überraschter,  als ich in der globalen Bucht über das Angebot einer 3D-gedruckten Kunststoffkamera stieß. Der Preis war mit 120 Euro überschaubar und so habe ich mit kurzerhand in das Abenteuer gestürzt und mir so ein Teil bestellt.

Vor der Bestellung habe ich noch einige Sachen mit dem Verkäufer geklärt. Die Kamera wird individuell gefertigt für Brennweiten zwischen 65mm und 150mm. Ein Austausch des Konus um verschiedene Brennweiten zu nutzen ist nicht vorgesehen. Wenn man also unterschiedliche Brennweiten nutzen will, so muss man eben mehrere Kameras ordern. Ich hab mich, nach einigem hin und her dafür entschieden das Angulon 6,8 90mm (ich haben auch noch das 120er) zu nutzen  und habe dem Verkäufer die entsprechenden Daten übermittelt. Nach rund 10 Tagen war das Päckchen da . Für einige Kofusion sorgte die Tatsache, dass die Ware bereits als “versandt” markiert wird und somit auch schon eine Trackingnummer verschickt wird, sobald der Verkäufer die Wertmarke von DHL-Express über die Bucht kauft.  Aber auch dass war relativ schnell geklärt und ich bekam dann auch das tatsächliche Absendedatum zugesandt.

 

Unboxing
Ich habe das Paket geöffnet und hielt zwei in Luftpolterfolie verpackte Teile in der Hand. Da war zum einen der Mattscheibenrahmen mit der Mattscheibe aus Glas. Zum anderen den eigentlichen Kamerabody, der nun tatsächlich so aussieht, als hätten wir ihn selbst auf unserem 3D-Drucker gedruckt. Es ist also tatsächlich so, dass die Kamera individuell gefertigt wird und kein industrielles Massenprodukt ist.

Dann der erste Griff an den Helecoid und die Überraschung, dass dieser wirklich sanft und sauber drehen lässt. Nicht zu schnell und nicht zu langsam, sondern genau richtig. Die Einstellschnecke hat kein Spiel und ist vernünftig eingefettet. Der Helecoid ist so konstruiert, dass sich das Objektiv nicht mitdreht.

Die Einstellschnecke lässt sich sanft ausfahren.

Die Einstellschnecke lässt sich sanft ausfahren.

Die Stativmutter an der Unterseite ist in den Body gepresst, was auch kein Problem darstellt, da auf Grund des geringen Gewichtes von 290g (ohne Objektiv und Filmkassette) keine allzu großen Kräfte darauf wirken. Außerdem arbeite ich immer mit Schnellkupplungen, so dass die Kamera als erstes eine Arca-Swiss kompatible Kupplung verpasst bekam.

Stativgewinde auf der Unterseite der Kamera

Auf der Rückseite der Kamera lässt sich die Mattscheibe relativ leicht einschieben und rastet, im Gegensatz zu den Planfilmkassetten nicht ein. Das ist jedoch kein Nachteil, da ich die Mattscheibe vor der Belichtung auch wieder entfernen muss. Das Rückteil nimmt die flachen Kassetten von Fildelity oder Lisco gut und fest auf.  Die dicken Linhof-Kassetten würde ich dem Rückteil nicht zumuten.  Ebenso wenig passen Rollfilm- oder Polaroidkassetten hinein. Für die Polas bietet der Verkäufer wohl eine Option mit anderen Andruckfedern an, allerdings wird das dann wohl auch wieder einer separaten Kamera bedürfen. Die Andruckfedern sind ebenfalls gedruckt und beweglich im Body gelagert, lassen sich jedoch nicht heraus nehmen. Das Ganze stört mich auch nicht weiter, weil ich ohnehin nur auf Planfilm arbeiten will.

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Oben auf der Kamera sind noch zwei Zubehörschuhe angebracht. Einer von ihnen beherbergt den Halter für einen Drahtauslöser für den Freihandbetrieb. In dem anderen sitze ein weiterer Zubehörschuh aus Metall. Darin habe ich momentan einen von uns selbst gedruckten Sucher stecken. Das ist aber noch nicht ganz optimal.  In die kameraseitigen Zubehörschuhe sollte nur hinein was auch hinein passt. Im Allgemeinen fallen die Schuhe meiner Kameras und des Zubehörs unterschiedlich aus. Mein russischer Entfernungsmesser passt beispielsweise nicht. Was aber auch kein großes Drama ist. Es wird sich schon noch ein passender Rahmensucher finden.

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Das Objektiv
Am nächsten Tag kam nun das Angulon aus der Werkstatt und ich natürlich nichts besseres zu tun als es gleich einzubauen.  Für breite Objektivschlüssel ist das Gehäuse etwas eng. Aber letztendlich saß das Angulon gerade auf der Frontplatte.  Auf “Unendlich” sollte es bei offener Blende auch stehen, obwohl ich gestehen muss, dass es mir schwer fällt das bei dem dunstigen Wetter draußen nun 120%ig zu testen.  Ich werde die Kamera ohnehin nur abgeblendet nutzen. Der Helicoid lässt sich um ca. 3 cm heraus fahren, so dass auch Nahaufnahmen unter 1m Abstand möglich sind.

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Der Helicoid ist übrigens nicht markiert. Wenn man die Entfernungseinstellung ohne Mattscheibe vornehmen will muss man das Objektiv noch einmessen und eine Entfernungskala anbringen. Dies sollte aber niemanden vor ernst zunehmende Probleme stellen.

 

Was gibt es noch zu sagen?
Ob die Kamera nun aus PVA oder ABS gedruckt ist lässt so nicht feststellen.  ABS ist temperaturbeständiger, allerdings benutze ich sein Jahren irgendwelche selbst geruckten Anbauteile an meinen Kameras und hatte bisher nie Probleme. Die Kamera ist auch nicht auch nicht zu 100% mit Kuststoff gefüllt, muss sie auch nicht. Sie ist lichtdicht und leicht das reicht. Ist sie nun ihr Geld wert? Ja. Mir auf jeden Fall. Druckdauer für die Kamera 10 Stunden oder 15? So etwas in die Richtung. Bei der Größe des Werkstücks geht das auch nicht so einfach neben her ohne Aufsicht, da ist der Ausschuss noch nicht mitgerechnet. Zusammenbau der Teil mit fetten und verkleben dauert bestimmt auch nochmal 1-2 Stunden. Die Konstruktion am Reissbrett ist nochmal mit berücksichtigt. Verdient ist damit also nur das Herzblut. Ich stelle die Rechnung auch nur für diejenigen auf, die qualitätsverliebt die Nase rümpfen und meinen sie könnten nur den Materialwert als Größe heranziehen. Letztendlich zählt jedoch der Spaß den man mit diesem Gerät haben kann und die Bilder die man ihm entlockt.

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Einen Praxisbericht liefere ich gelegentlich nach, wenn das Wetter draußen wieder etwas wärmer ist. Es ist schon recht frisch wenn man im Schlafanzug draußen steht und demonstriert, wie eine 1,5 Kg leichte GF-Ausrüstung aussehen kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3 Gedanken zu „The Italian Job“

  1. Hallo Sven,
    mich würde brennend interessieren wie sich die Kamera in der Praxis bewährt. Ist die Mattscheibe tauglich und könnte man diese ggf. gegen eine Linhof Mattscheibe + Fresellinse tauschen?
    Gibt es Fremdlichteinfall oder Reflexionen durch das Kameragehäuse?
    Ist das Gehäuse robust genug um Transport und öftere Benutzung klaglos zu überstehen?
    Viele Grüße
    Christian

    1. Hallo Christan,

      ich muss gestehen zu meiner Schande gestehen, dass dieses Jahr soviel passiert, dass ich einfach noch nicht dazu gekommen bin die Kamera auszuprobieren.

      Ich hab vor die Kamera Mitte August mit an die Küste zu nehmen und sie dort zu probieren. Dann kann ich dir auch sagen wieviel Seewasser oder Sand sie verträgt. Es kann aber sein, dass jetzt an einem der nächsten Wochenende mal wenigstens ein paar Probebilder mache.

      Die Mattscheibe ist m.E. hell genug. Ich sehe keinen allzu großen Unterschied zu meinen Linhofs. Mit Fresnell hast du letztendlich wieder mehr Gewicht. Du musst die Mattscheibe ja abnehmen und irgendwo hinstecken, wenn du die Kassette in Kamera schieben willst und der jetzige Rahmen ist klein und leicht.

      Was bei meiner Kamera noch relativ friemelig war, sind die Zubehörschuhe auf der Oberseite. Aber ich gerade gesehen, dass beim aktuellen Modell die Wasserwaage fest verbaut ist und in der Mitte jetzt ein Coldshoe aus Metall verbaut wurde, was das Handling mit einem etwaigen Sucher sehr erleichtern würde.

      Ich halte dich auf jeden Fall auf dem Laufenden.

      Gruss Sven.

      1. Hallo Sven,
        vielen Dank für Deinen Zwischenbericht! Mich würde auch schon ein Bericht von Deinem Test an einem der nächsten Wochenende interessieren.
        Ich fahre im September in die Berge und da wäre so eine leichte Kamera sehr interessant.
        Kann mich bislang aber noch nicht zum Kauf durchringen, weil ich nirgens einen Erfahrungsbericht gefunden habe.
        Viele Grüße
        Christian

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